Wie das Robotergesicht in die Hausfassade kam

Beispielsage

In Leipzig im Stadtteil Schleußig liegt die Holbeinstraße. Viele schöne Häuser stehen hier und die meisten sind an der Fassade mit Stuck verziert. Doch das Haus mit der Nummer 59 ist besonders, denn dort sieht man in der Verzierung unter den Fenstern das Gesicht eines Roboters. Als die Häuser gebaut wurden, gab es noch keine Roboter. Wie kommt also dieses Gesicht dorthin? 

Vor mehr als 100 Jahren lebte in Schleußig ein Stuckateur mit Namen Friedrich Schmidt. Er schmückte die Häuser mit den liebreizendsten Verzierungen. Seine Frau war leider schon lange tot, doch er hatte eine Tochter. Sie hieß Adele, war immer fröhlich und lachte für ihr Leben gern. Ihr brachte der Meister sein Handwerk bei und schon bald modellierte Adele schönen Stuck genau wie ihr Vater. Als der Handwerksmeister starb, wollte Adele als Stuckateur arbeiten. Doch eine Frau als Handwerker, das war damals unmöglich.

„Such dir einen Mann und bekomm Kinder! Dazu sind Frauen da!“ riefen die anderen Handwerker und lachten über Adele. Kein Baumeister beauftragte sie. Sie durfte nicht arbeiten und wurde deshalb so traurig, dass sie nicht mehr lachen konnte. Eines Abends klopfte es an Adeles Tür. Eine alte Frau bat um Einlass. Sie hatte ein merkwürdiges Bild dabei, denn es veränderte sich und konnte viele andere Bilder zeigen. Damit sah Adele in die Zukunft. Sie sah Frauen, die als Handwerkerinnen arbeiten, die große Maschinen bedienen und Frauen, die sogar regieren. Das brachte Adele zum Nachdenken. Und sie musste lachen, als auf einem Bild ein kleiner Roboter zu sehen war, der Fußball spielte. Da fasste Adele einen Entschluss. Sie ging am nächsten Morgen zum Baumeister Langhans, der hatte gerade das Haus in der Holbeinstraße 59 fertiggestellt. Sie sagte, dass sie sein Haus verzieren wolle. Langhans lehnte ab. Doch Adele wettete mit ihm, dass sie es an einem Tag schaffen würde. Das war unmöglich und deshalb nahm der Baumeister die Wette an, denn er wollte Adele blamieren. Nach 24 Stunden war das Haus tatsächlich fertig. Adele hatte solchen Spaß bei der Arbeit, dass sie das Gesicht des kleinen Roboters unter den Fenstern in den Stuck arbeitete. Langhans war beeindruckt und von dieser Zeit an, durfte Adele alle seine Häuser mit schönem Stuck verzieren.  

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